Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der surrealistischen Bewegung widmet das Mart der italienischen phantastischen Kunst eine Ausstellung, die sich mit einem Thema befasst, das lange Zeit im Schatten stand und nun in den Fokus der jüngsten Studien und Wiederentdeckungen rückte. Wie die Geschichtsschreibung immer wieder betont hat, ist Italien ein Fremdkörper in der surrealistischen Bewegung, die in Frankreich unter der Ägide von André Breton erfunden wurde und heranreifte. Doch Breton selbst ist es zu verdanken, dass sich in den Werken von Giorgio de Chirico und Alberto Savinio zwei wertvolle Vorläufer der Bewegung verorten lassen.

Ausgehend von diesen Meilensteinen und Episoden, die zu lange als nebensächlich galten, stellt die Ausstellung die italienischen „Surrealismen“ vor: eine Vielzahl von individuellen Ausdrucksweisen und Manifestationen von origineller Qualität und kreativer Autonomie, in ständigem Dialog mit internationalen Kreisen und anderen Kulturbereichen. Neben de Chirico und Savinio sind 150 Werke von 70 Künstler:innen versammelt. Der umfangreiche Katalog umfasst unter anderem Leonor Fini, Fabrizio Clerici, Arturo Nathan, Stanislao Lepri, Enrico Colombotto Rosso, Italo Cremona, Gaetano Pompa, Gustavo Foppiani, Corrado Costa, Sergio Vacchi, Valerio Miroglio, Giordano Falzoni, Ugo Stepini, Enrico Donati, Adelchi Riccardo Mantovani, Romano Parmeggiani und Lorenzo Alessandri.

Die Ausstellung ist in thematische Abschnitte unterteilt und zeichnet die wichtigsten Strömungen der italienischen Surrealismen und ihre Besonderheiten nach, vom offenen Dialog über die Vergangenheit, der in de Chirico seinen unruhigen Vorläufer aus dem 20. Jahrhundert hat, bis hin zu den Einflüssen, die bestimmte Ausdrucksformen des Futurismus, der Pop- oder postinformellen Szene charakterisieren, vereint durch die für den Surrealismus typischen beunruhigenden Prinzipien, seinen Vitalismus und seinen substanziellen stilistischen Reichtum.

Die Ausstellung koexistiert mit der monografischen Ausstellung, die dem Werk von Luigi Serafini gewidmet ist, im gleichen Flügel des Museums in einem Raum, der von Zeit zu Zeit durch einige Öffnungen verbunden ist. De Chirico, der erste moderne Surrealist, übergibt so den Staffelstab an eine Vielzahl von Künstler:innen bis hin zu Luigi Serafini, dem zeitgenössischen italienischen phantastischen Künstler, dem es gelingt, eine seltene Gruppe von Bewunderern um sich zu scharen, die von Italo Calvino bis Tim Burton die herausragende Kreativität unserer Zeit repräsentieren.

Die Ausstellung wird von Altemasi und der Cassa Rurale AltoGarda e Rovereto unterstützt.